Inklusion

Die Inklusion wurde 2011 an den Schulen in NRW eingeführt.

Was anfangs als holpriger Start erschien, stellte sich zunehmend als manifestes Problem heraus: Kein Konzept, fehlende Ressourcen und keine Mitsprache der Beschäftigten!

Lehrerinnen und Lehrern, die Zweifel an der Art der Umsetzung äußerten, wurde pauschal unterstellt, sie seien behindertenfeindlich. Allzu kritischen Stimmen wurde ein Maulkorb verpasst. Die Meinungsunterdrückung war seinerzeit auch Thema im Landtag.

Wir von fidel haben frühzeitig die Schweigespirale durchbrochen und den Diskurs auf die zentralen Fragen gelenkt: Was ist das Konzept für die Umsetzung der Inklusion? Und wo bleiben die Ressourcen?

Leider stießen unsere Forderungen, die von vielen Kolleginnen und Kollegen in Personalversammlungen sehr deutlich unterstützt wurden, bei der damaligen Schulministerin Löhrmann auf taube Ohren.

Frau Löhrmann vertrat die Auffassung, dass sich die Anlaufschwierigkeiten mit der zunehmenden Professionalisierung der Lehrkräfte nach und nach auswachsen würden.

Dieser Argumentation war der Versuch von Frau Löhrmann, bei einem Scheitern der Inklusion die Verantwortung dem Personal zuzuschreiben.

Dabei war den Schulpraktikern damals bereits klar, dass eine Inklusion ohne ausreichende Ressourcen nicht funktionieren würde.

Frau Löhrmann ging es darum, Fakten zu schaffen. Die Förderschulen sollten zügig geschlossen und das Gemeinsame Lernen flächendeckend ausgebaut werden.

Was sich als gerechte Sache darstellte, war in Wirklichkeit eine knallharte Politik zur Änderung der Schulstruktur im Sinne des GEW-Konzepts der „Einen Schule für alle“.

Denn es gab sehr wohl andere Modelle, um das Menschenrecht auf Teilhabe umzusetzen, als das Konzept, dass alle Schulen das Gleiche machen müssen.

Wenn die Politik es mit der Inklusion wirklich ernst gemeint hätte, hätte sie den damals bereits eingeführten und bewährten Gemeinsamen Unterricht (GU) mit seinen guten Arbeitsbedingungen und seiner hohen Akzeptanz sukzessive ausgebaut und zwar im Rahmen der konkret vorhandenen Ressourcen. Also: Qualität vor Quantität!

Als die Hilferufe aus den Schulen immer lauter wurden, haben wir vorgeschlagen, ein Moratorium einzuführen, um den Umwandlungsprozess zu konsolidieren und die Probleme an den Schulen nicht überhand werden zu lassen. Unsere Initiative wurde von Gewerkschaft und Verbänden aber nicht unterstützt.

So wurden in den Folgejahren immer mehr Standorte eröffnet, obwohl die personellen, sächlichen und räumlichen Voraussetzungen nicht gegeben waren.

Dass Löhrmanns Strategie „Quantität vor Qualität“ ein Sparmodell erzeugte, war offensichtlich!

Das Scheitern der Inklusion hat zur Abwahl der rotgrünen Landesregierung im Jahr 2017 geführt.

Mit der Neuausrichtung der Inklusion unter Ministerin Gebauer sollte alles besser werden. Doch weit gefehlt!

Zunächst wurden die Ressourcen an Schwerpunktschulen gebündelt, wodurch die Ausnutzung des förderpädagogischen Expertise verbessert, aber die Arbeit an den Schwerpunktschulen verdichtet wurde.

Zwar wurden erstmalig Qualitätskriterien für die inklusive Arbeit formuliert, jedoch bleiben diese unkonkret, so dass sie beliebig interpretierbar sind.

Die Schulaufsicht, die über die Einhaltung der Kriterien wachen soll, kann also weiterhin der Inklusion ihren Qualitätsstempel geben.

Solange es über die Beschreibung und Bewertung der Realität keinen Konsens gibt, ist Besserung nicht in Sicht!

Die Inklusion wird auch künftig im Krisenmodus gefahren werden, wenn die notwendigen Ressourcen weiterhin fehlen. Das darf nicht sein!

Die Kolleginnen und Kollegen sind aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen und sich für eine Mitsprache einzusetzen.